Große Festplatten mit Kickstart 2.0
Einleitung
Im Amiga können standardmäßig nur Festplatten bis 4GB Größe benutzt werden. Zur Verwendung von größeren Festplatten wird man meistens auf höhere Betriebssystemversionen wie AmigaOS 3.5 oder 3.9 hingewiesen. Aber auch kleinere Amiga-Modelle mit niedrigeren Betriebssystemversionen können mit geringem Aufwand große Festplatten nutzen. Die notwendige Software wurde kurz vor der Pleite von Commodore als Beta-Version zur Verfügung gestellt und ist auch heute noch im Internet zu finden.
Voraussetzung ist, daß es sich um ein Amiga-Modell mit eingebautem IDE-Controller handelt (also ein A600, A1200, A3000 oder A4000) und daß das Kickstart mindestens die Version 2.0 hat. Gerade bei Kick 2.0 ist auch die interne Version wichtig, die mindestens 37.300, besser 37.350 sein sollte, damit der Rechner von der Festplatte gestartet werden kann.
Außerdem sollte der Rechner mindestens 2MB Speicher haben, denn die zusätzliche Software und die Puffer der großen Festplattenpartitionen brauchen nicht unerheblich mehr Speicher.
Vorbereitung
Zunächst laden wir die benötigten Dateien herunter.
Von der Seite AmigaOS 3.1 - Downloads benötigen wir
Aus dem Aminet laden wir die Archive
Alle Archive werden am besten in die RAM-Disk entpackt.
Da es sich bei der Software um Beta-Versionen handelt, die Ende der 90er-Jahre abgelaufen ist, müssen noch einige Patches eingespielt werden, damit man später nicht laufend von Beta-Warnungen genervt wird.
Für das scsi.device benutzen wir das Programm patchstrip.
In dem SCSI_IDE-Archiv sind für jedes Amiga-Modell unterschiedliche Dateien enthalten. Wir benutzen die Version für unser Modell, für einen A600 ist das z.B. das a600.ld.strip. Um die Datei zu patchen rufen wir das patchstrip-Programm auf:
1> cd ram:SCSI_IDE_43_24
1> ram:patchstrip a600.ld.strip scsi.device |
Für das FastFileSystem gibt es einen ähnlichen Patch, jedoch ist dieser für Version 43.19 und wir haben Version 43.20, deshalb müssen wir es selbst machen.
Das folgende kleine Arexx-Programm erledigt die ganze Arbeit:
/* rexx */
infile = "RAM:FFS43_20/FastFileSystem"
outfile = "RAM:FastFileSystem"
offset = x2d(2A34)
olddata = '610002E6'x
newdata = '4E714E71'x
if ~Open(in,infile,read) then do
say "patch failed: cannot open input file"
exit 20
end
buffer = ReadCh(in,65535)
call Close(in)
if substr(buffer,offset+1,4) ~= olddata then do
say "patch failed: unexpected data at the place to patch"
say "expected" c2x(olddata) "found" c2x(substr(buffer,offset+1,4))
exit 20
end
if ~Open(out,outfile,write) then do
say "patch failed: cannot open output file"
exit 20
end
call WriteCh out,substr(buffer,1,offset)||newdata||substr(buffer,offset+5)
call Close(out)
say "patch successful" |
Jetzt nehmen wir eine leere Diskette und kopieren die erstellen Dateien darauf.
1> copy ram:SCSI_IDE_43_24/scsi.device df0:
1> copy ram:FastFileSystem df0:
1> copy ram:LoadModule/LoadModule df0: |
Einrichten der Festplatte
Als nächstes bauen wir die neue Festplatte in den Rechner ein und starten von der Install-Diskette. Ich habe hier stellvertretend die Version 2.1 der Workbench benutzt.
Wir öffnen die Schublade HDTools auf der Install-Diskette und starten die HDToolbox. Die Festplatte sollte als "unknown" in der Liste aufgeführt sein. Als erstes gehen wir auf "Change Drive Type" und dort auf "Define new". Zuletzt klicken wir auf "Read Configuration".
Wir müssen darauf achten, daß die Werte für Cylinders, Heads, BLocks per Track und Blocks per Cylinder korrekt sind. Dabei spielt es keine Rolle, wie die Werte im einzelnen sind, es zählt nur die Gesamtkapazität. Wie man sieht, wird sie von der HDToolbox nicht korrekt berechnet.
Die Kapazität berechnet sich wie folgt:
Blocks per Cylinder = Blocks per Track * Heads
Size = Cylinders * Blocks per Cylinder * 512
Die Größe eines Zylinders ist Blocks per Cylinder * 512. Im Beispiel aus dem Screenshot wären das also 516096 Bytes oder 504 KB.
Einrichten der Partitionen
Wir gehen zurück zum Hauptmenü der HDToolbox und von dort in Richtung "Partition Drive".
Die HDToolbox hat automatisch zwei Partitionen eingerichtet, die für unsere Zwecke aber viel zu groß sind. Nach dem Einschalten kann der Rechner nur auf die ersten 4GB der Festplatte zugreifen. Erst wenn die notwendigen Patches geladen wurden, kann der Rest der Festplatte erreicht werden. Deshalb muß mindestens die Bootpartition innerhalb der ersten 4GB liegen.
Außerdem können alle Programme, die direkt auf die Festplatte zugreifen, ohne das AmigaDOS zu benutzen, nur auf die ersten 4GB der Festplatte benutzen. Dies schließt Backup- und Defragmentierprogramme wie ReOrg ein, aber auch Emulatoren wie ShapeShifter und PC-Task. Alle Partitionen, die mit diesen Programmen verwendet werden sollen, müssen innerhalb der ersten 4GB der Festplatte angelegt werden.
Zunächst aktivieren wir den Schalter "Advanced Options", damit die Zylindernummern und einige andere Daten angezeigt werden.
Oben haben wir berechnet, daß ein Cylinder 504 KB groß ist, daraus folgt, daß der letzte Cylinder innerhalb der 4GB-Grenze die Nummer 8322 trägt. Alle Zylinder ab Nummer 8323 dürfen erst benutzt werden, wenn das Betriebssystem gestartet ist und die Patches geladen hat.
Im Beispiel habe ich eine Bootpartition von ca. 500 MB Größe und eine Work-Partition, die den Rest der 4GB umfaßt, angelegt. Die dritte Partition, die den Rest der Festplatte belegt, kann erst später benutzt werden.
Beim Anlegen von neuen Partitionen ist darauf zu achten, daß in das Feld, in dem "CHANGE_ME" erscheint, ein gültiger Partitionsname wie z.B. "DH0" eingetragen wird. Jede Partition muß dabei einen eindeutigen Namen bekommen. Es darf nicht zwei Partitionen mit dem selben Namen geben.
Als nächstes klicken wir auf "Add/Update". Die Liste sollte leer sein. Wenn nicht, löschen wir alle Dateisysteme aus der Liste und klicken dann auf "Add New FileSystem".
Jetzt legen wir die Diskette mit unseren vorbereiteten Programmen ein und laden das FastFileSystem.
Es ist wichtig, daß wir den DosType mit 0x444f5303 (statt ...01) überschreiben und die Version auf 43 setzen.
Wir gehen zurück zur Partitionsübersicht und markieren die erste Partition und klicken auf "Change FileSystem".
Hier ändern wir den Typ auf "Custom File System" und tragen als Identifier wieder die 0x444f5303 ein. Bei neueren Versionen der HDToolbox kann man hier einfach den Haken bei "International" aktivieren, um die 03 am Ende zu bekommen.
Das wiederholen wir mit jeder Partition.
Anschließend gehen wir zurück ins Hauptmenü der HDToolbox. Dort sollte die neue Festplatte jetzt mit "Changed" markiert sein. Wir wählen sie aus und klicken auf "Save Changes". Anschließend verlassen wir die HDToolbox.
Installieren des Betriebssystems
Wir legen die Install-Disk wieder ein und starten den Rechner neu. Die ersten beiden Partitionen sollten auf dem Desktop erscheinen. Wir wählen sie einzeln an und wählen "Format Disk" aus dem Menü. Es ist wichtig, daß bei Festplatten immer "Quick Format" ausgewählt wird.
Anschließend starten wir den Installer indem wir die Schublade "Install 2.1" von der Install-Diskette öffnen und die gewünschte Sprache doppelklicken.
Bei der Auswahl des Schwierigkeitsgrad ist wichtig, daß nicht Einsteiger gewählt wird, sondern eine der beiden anderen Möglichkeiten.
Wenn am Ende der Installation der Rechner neu gestartet wird, sollte das Betriebssystem problemlos von der Festplatte starten.
Installieren der Patches
Nachdem das Betriebssystem einsatzbereit ist, können wir die restlichen Patches installieren.
Wir legen die Diskette mit unseren Programmen ein und kopieren die Dateien auf die Festplatte:
1> copy df0:LoadModule C:
1> copy df0:FastFileSystem L:
1> copy df0:scsi.device Devs: |
Als letztes müssen wir noch eine Zeile in die Startup-Sequence einfügen.
Dafür starten wir den Editor mit
und |